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  • AutorenbildDer Waldschrat

Eulen, mystische Jäger der Nacht





Eine junge Waldohreule, die vom Baum gefallen ist, und sich

beim Versuch wieder hinaufzuklettern die Schwungfedern

schwer beschädigt hat




Eulen, keine andere Tierart fasziniert mich mehr als diese perfekten Jäger. Zum einen die Mystik die sie umgibt, zum anderen ihre absolute Perfektion. Und natürlich sind sie einfach wunderschön. Egal ob der kleine, stets etwas mürrisch dreinblickende Steinkauz, oder der mächtige Uhu, mein absolutes Lieblingstier. Ihn zum ersten mal in freier Wildbahn zu sehen war ein Erlebnis das ich wohl nie vergessen werde. Auch wenn es nur ein kurzer Augenblick war, als er sich wie ein Schatten aus einer Fichte vor mir löste und lautlos und riesig (er hat eine Spannweite von etwa 170 cm) über mich hinwegflog. Bis ich dann das erste Foto von ihm schießen konnte, sollten zwei Jahre vergehen. Zwei Jahre in denen ich bei jedem Wetter in der Dämmerung im Wald stand, saß oder lag und auf seinen Ruf horchte, versuchte ihn zu lokalisieren, seine Schlafbäume, Tageseinstände genannt, zu finden.

Als Naturfotograf ist es oft nicht leicht, das Tier seiner Wahl vor die Kamera zu bekommen. Die Natur richtet sich nicht nach den Wünschen des Fotografen, der Vogel ist, wo er eben gerade ist, und nicht dort wo ihn der in der Sonne schmorende Fotograf gerne hätte. Will man Eulen fotografieren, wird die Sache noch eine ganze Ecke schwieriger, denn Eulen haben alle Eigenschaften, die uns das Leben , bzw. das beobachten und fotografieren schwer machen. Sie sind relativ selten, sie sind meist Nachts und in der Dämmerung aktiv, sie sind unglaublich gut getarnt, sie fliegen komplett lautlos, und sie sind scheu. Perfekt also um sich für uns quasi unsichtbar zu machen.

Es dauerte also vom ersten Anzeichen das sich der Uhu in "meinem" Wald aufhielt bis zum langersehnten Foto zwei Jahre. Aber ich muss sagen, das war es wert, jede Minute dich ich oft frierend und müde erfolglos im Wald verbracht habe war es einfach wert. Denn im Falle des Uhus kommt noch eine weitere, nicht unerhebliche Kleinigkeit dazu. Man hat nur ein Zeitfenster vom Herbst bis zum Frühjahr. In dieser Zeit ist der Uhu in seinem Revier im Wald, zur Brutzeit verlässt er diesen und kehrt in sein Brutgebiet zurück. Das kann zum Beispiel ein Steinbruch sein, oder eine Felswand, auch Industriegebäude werden genommen, falls sich nichts anderes findet.



Das langersehnte Foto vom Uhu


Aber wie findet man denn nun Eulen ? Nun, manchmal ist dazu ein wenig Detektivarbeit nötig. Meistens hört man sie. Das ist nicht schwer, im Spätherbst beginnt zum Beispiel die Balzzeit der Waldkäuze. Am Abend kann man dann oft den bekannten, oft in Krimis und Gruselfilmen eingespielten Ruf des Männchens hören. Worauf das Weibchen mit einem hellen "Kuwitt" antwortet. Dieser Ruf wurde übrigens im Mittelalter oft als "komm mit" gedeutet, und der bedauernswerte Waldkauz kurzerhand zum Todesboten erklärt. So schnell geht das mit den Vorurteilen wenn man nicht richtig zuhört.

Wenn man also den Ruf hört, weiß man also zumindest schon mal das er da ist , der Kauz. Jetzt könnte man einfach sagen, man läuft einfach tagsüber dorthin wo er gerufen hat. Aber so leicht ist es leider nicht, denn die Chancen das er dort noch sitzt, ja überhaupt diesen Baum zu finden, sind eher gering. Aber wenn man die ungefähre Richtung kennt, ist das schon mal ein Anfang. Jetzt heißt es auf die Suche gehen, und zwar nach Kot, viel Kot. Denn viel Kot unter einem Baum bedeutet, das hier ein Vogel geschlafen, hat. Erstmal irgend ein Vogel. Wenn man Glück hat, findet man dann noch ein paar Gewölle, die hochgewürgten Reste von Beutetieren. Grau, filzig, mit Knochen versehen. Zerlegt man sie, findet man Knochen und Schädel von Mäusen, Insektenpanzer und ähnliches. Hat man also solche Bäume gefunden, kann man eigentlich nur noch eines tun. Sich auf die Lauer legen und warten, lange warten.



In Gewöllen findet man die unverdaulichen

Nahrungsreste


Was aber macht Eulen für uns so faszinierend ? Ich denke es ist vor allem die Mystik, die um sie im Laufe der Geschichte um sie gesponnen wurde. Die Weise alte Eule, die heute verkitscht viele Wohnzimmer (auch meines) ziert, nein sie hatte es nie leicht mit uns. Sie wurde gejagt, fast ausgerottet, verteufelt und wie bereits geschrieben zum Todesboten ernannt. Im Mittelalter nagelte man gar lebendige Eulen an die Haus- oder Stalltür, um das Böse fernzuhalten. Streng genommen saß das Böse in den Häusern, und nicht davor. Im alten Griechenland galt der Steinkauz als Glückssymbol und schaffte es dort sogar auf die Münzen, die auch tatsächlich "Athener Eulen" genannt wurden.

Der Uhu wurde bei uns fast ausgerottet, weil der Jäger einen Konkurrenten in ihm sah, und so gab es in den 60er Jahren nur noch etwa vierzig Brutpaare in Deutschland. Mittlerweile gibt es laut LBV wieder ca. 3000 Brutpaare bei uns.



Die perfekte Anatomie der Eulen


Eulen haben aufgrund ihrer Anatomie sehr besondere Fähigkeiten.

Wie schon erwähnt, Eulen sind Meister der Tarnung. Sie verschmelzen dank ihrer Gefiederfarbe mit ihrer Umgebung, sitzen tagsüber meistens nah am Stamm, und sind so für uns quasi unsichtbar. Mir ist es schon passiert, das ich eine Fichte minutenlang mit dem Fernglas nach dem Uhu abgesucht habe, und dann, als ich schon dachte das er in einem anderen Baum sitzen muss, flog er genau aus diesem Baum auf.

Ihre Federn ermögliches es ihnen, fast völlig Geräuschlos zu fliegen. Kleine Häkchen am Rand der Schwungfedern, also der Flügelfedern, sorgen für eine bessere Luftströmung (siehe Bild). Dieses lautlose Fliegen hat für die Eule zwei Vorteile, zum einen wird sie von den Beutetieren erst wahrgenommen wenn es schon zu spät ist, zum anderen stören die Geräusche des Flügelschlages nicht die Peilung der Eule, sie kann sich voll auf das Rascheln der Maus im Laub konzentrieren.



Die kleinen "Zähnchen" an der Feder sorgen

für einen lautlosen Flug


Jeder der schon mal eine Eule gesehen hat, kennt dieses extreme Kopf drehen, der Vögel. Das ermöglicht ihnen wiederum eine anatomische Besonderheit. Eulen haben im Gegensatz zu anderen Wirbeltieren, wozu auch wir Menschen zählen, ein paar Halswirbel mehr, nämlich 14 statt 7. Das ermöglicht ihnen einen (fast) Rundumblick ohne Bewusstlos vom Ast zu fallen weil ihre Gefäße gequetscht werden.

Dieser Rundumblick ist auch nötig, denn eine weitere Besonderheit der Eulenanatomie ist, das sie sehr große Augäpfel besitzen, aber diese fest im Schädel verankert sind und nicht bewegt werden können.

Als ob dies nicht schon genug wäre, ist auch das Gehör, bzw die Ohren der Eulen besonders.

Die Ohren der Eulen liegen seitlich versteckt unter dem Gefieder. Die markanten Federohren zum Beispiel von Uhu oder Waldohreule sind keine wirklichen Ohren, und haben vermutlich keinen Einfluss auf das Gehör. Es ist noch nicht wirklich erforscht welchen Zweck diesen haben, aber man nimmt an, das sie vielleicht der Kommunikation dienen. Während eine entspannte Eule die Ohren eher anlegt, wie beim Uhu oben auf dem Foto, stellt sie diese bei Erregung steil auf.

Das besondere am Gehör der Eule ist, das die Ohren, die wie schon beschrieben links und rechts seitlich am Kopf als kleine Öffnungen zu sehen sind, unterschiedlich hoch sitzen. Das rechte sitzt etwas höher als das linke. Diese Besonderheit ist bei allen Arten vorhanden, aber unterschiedlich stark ausgeprägt. Dadurch erreichen Schallwellen die ein Beutetier aussendet das eine Ohr den Bruchteil einer Sekunde früher als das andere. So kann das Beutetier akustisch sehr genau geortet und geschlagen werden. Zusätzlich ist der Gesichtschleier der Eulen geformt wie eine Satelitenschüssel, und hat auch genau diese Funktion, nämlich die Schallwellen optimal an die Ohren zu leiten.


Die Geschlechter der Eulen lassen sich oft nur anhand der Größe unterscheiden, denn die Weibchen sind ein wenig größer als die Männchen. Eine der wenigen Ausnahmen macht die Schnee-Eule. Während die Männchen fast ganz weiß sind, hat das Weibchen braune Flecken zu Tarnungszwecken während der Brut.

Übrigens, die Eule Hedwig in den Harry Potter Verfilmungen wurde von sechs Schnee-Eulen dargestellt, um die Tiere auszutauschen und dadurch weniger zu stressen. Dazu wurden nur Männchen genommen, da diese kleiner, und dadurch von den Darstellern leichter zu handeln waren.


Die meisten bauen keine Nester, sie nehmen einfach was sich anbietet. Der Waldkauz brütet beispielsweise vorwiegend in Baumhöhlen, die Waldohreule nutzt gerne verlassene Krähennester und der Uhu legt seine Eier einfach auf Felsvorsprünge oder ähnlichem, sie legen da mehr Wert auf das vorhandene Nahrungsangebot als auf Komfort.


Welche Eulenarten gibt es in Deutschland ?


Bei uns in Deutschland sind zehn Eulenarten heimisch :


Der Waldkauz, die am häufigsten bei uns vorkommende Eulenart

Die Waldohreule

Die Schleiereule

Der Uhu

Der Habichtskauz

Der Steinkauz

Der Sperlingskauz

Der Rauhfußkauz

Die Zwergohreule

Die Sumpfohreule



Schlafende Waldohreule im Tageseinstand


Ich hoffe euch hat meine kleine Exkursion in die Welt der Eulen gefallen, und ich konnte vielleicht mit diesem sehr kurzen Einblick in das Leben dieser faszinierenden Tiere eure Neugier wecken.

Wenn ihr Fragen zum Thema habt, schreibt mich gerne über das Kontaktformular an.


Bleibt neugierig und bis bald im Wald.


Euer Stefan

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